Wenn ein Pferd mir erlaubt, mich auf seinen Rücken zu setzen, dann ist das – meiner Meinung nach – eines der schönsten Geschenke.

Wenn Deine Beziehung zu Deinem Pferd vom Boden aus gefestigt wurde und Du gelernt hast, auf Dein Pferd zu hören, seine – genauso wie Deine – Emotionen und Bedürfnisse ernst zu nehmen, dann kann diese schöne Pferdezeit durch das Reiten angereichert werden.

 „Das größte Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“. Dieser Spruch ist mir seit meiner Kindheit geläufig; seine Bedeutung aber war mir nie richtig bewusst.

Gelernt habe ich bereits als Kind und Reitschüler, dass es für die meisten Menschen selbstverständlich ist, das Pferd aus seinem Stall zu holen, zu putzen, zu satteln und sich auf seinen Rücken zu setzen. Während des Reitunterrichts ging es dann eigentlich nur darum, wie der Reiter sein Pferd dazu bringt, bestimmte Dinge zu tun. Auf die Reaktionen und Antworten des Pferdes wurde nicht geachtet. Viel mehr wurden immer mehr Aktionen und Mittel angewendet, die unseren Willen durchsetzen sollten. Es wurde eine Stunde lang viel geschrien, und das Reiten wurde immer mehr zu einem Kraftakt. Ich kann mich gut daran erinnern, dass meine Hände, Arme und Beine nach einer Reitstunde ziemlich schmerzten.

Wenn ich heute darüber nachdenke, hat mich diese Art des Reitens aber nie wirklich glücklich gemacht. Es ging immer nur darum, Erfolge zur erzielen und sich mit anderen zu messen. Das Pferd war eigentlich nur Mittel zum Zweck. Aber auch wenn eine Reitstunde in der damaligen Sichtweise „gut“ war, fühlte ich mich nicht wirklich glücklich.

Dank des Unterrichtes bei Desiree du Pisanie, die Reiten nach Alexandertechnik vermittelt, habe ich einen Weg gefunden, glücklich zu reiten. Ich versuche, auf dem Pferderücken mein Pferd so wenig wie möglich zu stören. Dazu benötige ich Ruhe, Gelassenheit, Balance und vor allem eine ausgeprägte Wahrnehmung meines Körpers. Dieses passive „auf dem Pferd Sitzen“ ist für viele Reiter sehr ungewohnt, und es erfordert viel Geduld sich hier neu zu orientieren. Jede Anspannung, jede Schiefe meines Körpers überträgt sich auf mein Pferd. Nur wenn ich diesen Schritt verinnerlicht habe und auf dem Rücken meines Pferdes in jeder Gangart so locker und entspannt sitzen kann, dass ich es in seiner Bewegung nicht störe oder einschränke, kann ich anfangen „Hilfen“ zu geben.

Und diese sogenannten Hilfen sollten auch als das verstanden werden, was sie sind. Hilfen sollen die Kommunikation mit dem Pferd verbessern. Durch korrekt eingesetzte Hilfen kann ich dem Pferd helfen zu verstehen, worum ich es bitte. Hilfen sind keinesfalls Befehle oder Anweisungen. Wenn das Pferd mich nicht versteht, versuche ich meine Bitte auf eine andere Weise auszudrücken. Auch hier ist jede Emotion wichtig und liefert Informationen. Es kann daher keine Methode geben, die auf alle Pferde angewendet werden kann.

Wenn ich heute auf dem Rücken meines Pferdes sitze und wir eine Einheit bilden, dann fühle ich Glück. Ich bin dankbar, dass ich mit meinem Pferd diese schöne Zeit erleben darf.

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